Brief des Senators

Sehr geehrte Schulleiterinnen und Schulleiter, sehr geehrte Lehrkräfte,

sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Hamburger Schulen,

die Frühjahrsferien in Hamburg gehen zu Ende und ich hoffe, Sie konnten sich gut erholen. Sicherlich haben Sie auch in den Ferien die erschreckenden Nachrichten aus dem Krieg in der Ukraine verfolgt und von den Schicksalen ukrainischer Familien auf der Flucht erfahren. Viele dieser Familien suchen jetzt Schutz bei uns in Hamburg. Wir gehen davon aus, dass es sich bei rund einem Viertel aller derzeit geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer um Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter handelt. Der größte Teil davon, etwa 80 Prozent, soll an den allgemeinbildenden Schulen unterrichtet werden, rund 20 Prozent an den berufsbildenden Schulen.

Bereits vor den Ferien haben zahlreiche Schulgemeinschaften Solidarität gezeigt und mit unterschiedlichen Aktionen kleine und große Zeichen für den Frieden gesetzt. Viele Schülerinnen und Schüler haben gegen den Krieg Russlands in der Ukraine und für Frieden in Europa demonstriert. Die Welle der Hilfsbereitschaft und das hohe Engagement in Hamburg sind überwältigend. Vielen Dank, dass auch viele von Ihnen direkt helfen und mit anpacken.

Zusätzlich zur Corona-Pandemie, die uns seit mehr als zwei Jahren beschäftigt und die noch nicht vorbei ist, erwartet Ihre Schulen die nächste große Herausforderung. Heute bitte ich Sie erneut um Ihre Unterstützung, damit die Schutz suchenden Kinder und Jugendlichen sich hier in Hamburg willkommen fühlen und gut aufgenommen werden. Die Herausforderung ist groß: In der letzten Woche sind täglich zum Teil mehr Flüchtlinge nach Hamburg gekommen als auf dem Höhepunkt der letzten großen Fluchtbewegung in den Jahren 2015 und 2016.

Erfahrungsgemäß dauert es einige Zeit, bis die Sorgeberechtigten nach ihrer Flucht die Kinder und Jugendlichen für den Schulunterricht anmelden. Aufgrund der Ferien in den letzten beiden Wochen können wir aktuell noch nicht abschätzen, wie viele Personen sich in den folgenden Tagen zum Schulbeginn direkt an Ihre Schulen wenden werden. Es ist aber davon auszugehen, dass in kurzer Zeit sehr viele Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden müssen.

Für Informationen und Beratung können sich die ukrainischen Familien an das Schulinformationszentrum (SIZ) wenden. Wir haben ein unkompliziertes Verfahren ermöglicht: Es bedarf keines Termins vor Ort, sondern es reicht aus, sich dort per E-Mail anzumelden. Viele Familien werden sich nicht direkt an das SIZ wenden, sondern den pragmatischen Gang zur nächstgelegenen Schule antreten. Ich bitte Sie, die Familien, die bei Ihnen in der Schule ankommen, freundlich zu empfangen. Schicken Sie bitte niemanden weg, sondern nehmen Sie Daten und Dokumente entgegen und wenden Sie sich stellvertretend für die Familien an das SIZ. Die Kolleginnen und Kollegen im Schulinformationszentrum werden sich bemühen, schnell und pragmatisch Lösungen zu finden, damit die Familien innerhalb weniger Tage die Information erhalten, an welcher Schule die Kinder und Jugendlichen künftig unterrichtet werden können.

Die Grundschulen sind gebeten, Schulkinder der 1. und 2. Klassen wie gewohnt direkt vor Ort in bestehende reguläre Klassen oder Lerngruppen aufzunehmen. Das kann vor Ort in der Schule geschehen oder wird über den BV-Bereich vermittelt. Wenn Sie an Ihrer Schule in einer Internationalen Vorbereitungsklasse IVK noch freie Plätze haben, bitten wir Sie, in diesem Fall die Plätze bei Bedarf kurzerhand aufzufüllen. Aufgrund der sehr hohen Flüchtlingszahlen bitten wir Sie auch darum, vorerst bis zu 18 Schülerinnen und Schüler in den Internationalen Vorbereitungsklassen IVK aufzunehmen. Bitte informieren sie gewohnt den BV-Bereich.

Zum Themenschwerpunkt Ukraine-Krieg stellt die Schulbehörde auf der Seite https://hamburg.de/bsb/ukraine aktuelle Informationen zum Schulbesuch für Zugewanderte und für den Unterricht in der Schule bereit. Diese Seite wird in den kommenden Wochen regelmäßig aktualisiert.

„Yes we can!“ sagte in seinem Wahlkampf nicht nur der frühere US-Präsident Barack Obama, sondern auch „Bob der Baumeister“ aus der beliebten Fernsehserie für Kinder antwortet seinen Freunden immer wieder: „Ja, wir schaffen das!“. Ähnliche Worte der früheren Bundeskanzlerin kennen Sie sicherlich, erst kürzlich zitierte Gesundheitsminister Lauterbach die Worte erneut. Vielleicht haben wir diese Zeilen zu oft gehört, eventuell erinnern sie uns inzwischen an zu viele Krisen in kurzer Zeit. Heute erscheinen mir die Worte von Oscargewinnerin und Drehbuchautorin Ruth Gordon etwas passender, die Mut einmal als einen Muskel bezeichnete, der an Stärke gewinne, je öfter wir ihn nutzten: „Courage is like a muscle. We strengthen it with use.“

Hamburg hat erst vor sechs Jahren eine ähnliche Situation gemeistert, die Verfahren sind erprobt und unser Sprachförderkonzept hilft zugewanderten Kindern und Jugendlichen, ihre Bildungschancen zu steigern. Ich bin mir sicher, dass wir die neue Herausforderung gemeinsam gut hinbekommen werden und hoffe, Sie teilen diese Zuversicht mit mir.

Mit freundlichen Grüßen

Senator Ties Rabe

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