Alexander von Humboldt

– wie sein Naturbegriff unser heutiges Verständnis der Natur formte

Anlässlich seines 250. Geburtstages

Im 19. Jahrhundert war Alexander von Humboldt, geboren am 14. September 1769 in Berlin, einer der bekanntesten Menschen weltweit. Nach ihm wurden etliche Institutionen sowie Städte, Flüsse oder Berge benannt. Auch zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, wie der Humboldt-Pinguin (Spheniscus humboldti) oder die Humboldt-Lilie (Lilium humboldtii), tragen seinen Namen. Er machte die Naturwissenschaften populär und schuf ein Naturverständnis, welches für uns heute als selbstverständlich gilt.

Als Kind wurde Humboldt „der kleine Apotheker“ genannt. Diesen Namen verdankte er seiner Neugier auf die Welt, seinem Interesse für die Natur und seiner damit zusammenhängenden Sammelleidenschaft. Von seiner Neugier und Besessenheit, wissenschaftliche Beobachtungen zu machen, getrieben, erforschte er auf verschiedenen Expeditionsreisen die ganze Welt. Als die wohl ereignisreichste Expedition gilt die fünfjährige Forschungsreise durch Südamerika von 1799 bis 1804. Im Alter von dreißig Jahren begab sich Humboldt auf diese große Reise, um Pflanzen und Tiere zu sammeln und diese zu klassifizieren, um Untersuchungen von Wärme und Elektrizität sowie Messungen von geografischen Längen und Breiten vorzunehmen. Der eigentliche Zweck jedoch war es, das Zusammenspiel aller Naturkräfte zu untersuchen.

Je mehr Humboldt entdeckte und erforschte, desto stärker begann er an den damals gegenwärtigen Theorien zu zweifeln, die besagten, dass die Existenz der Tiere und Pflanzen zum alleinigen Nutzen der Menschheit sei. Er erkannte, dass der Mensch nur eine untergeordnete Rolle in der Natur spielt.

Humboldt untersuchte während seiner Reise nicht nur Teile der Natur, sondern verglich Beobachtungen und Erkenntnisse, die er bereits zuvor gewonnen hatte, miteinander und betrachtete so immer die Natur in ihrer Gesamtheit. Demnach stehen alle Bereiche miteinander in Verbindung und hängen eng miteinander zusammen. Er sah die Natur als ein Netz, welches die ganze Erde umspannt, und kein Teil davon kann unabhängig von den anderen überleben. Mit diesen Erkenntnissen prägte Humboldt den Begriff vom „Netz des Lebens“ und damit ein Naturverständnis, welches bis heute die Grundlage der Ökologie und des Umweltschutzes darstellt.

Bereits 1800 warnte Humboldt eindringlich davor, dass der Mensch die Natur zu stark beeinflusse, seinen Nutzen aus ihr ziehe und somit ein menschengemachter, regionaler Klimawandel – durch die Rodung von Wäldern beispielsweise – die Folge sei. Aktuell kann man dieses Phänomen im brennenden Regenwald des Amazonas verfolgen. Natürlich sind diese Brände durch die trockenen Regionen begründet, jedoch ist ebenso bekannt, dass Waldstücke durch den Menschen abgebrannt wurden, um einen Nutzen für deren Landwirtschaft daraus zu ziehen.

Wie Humboldt es schon vor über 200 Jahren formulierte: Der Mensch darf sich nicht als dominierende Spitze der Natur, sondern als Teil ihrer selbst sehen. „Denn das Netz des Lebens kann sich auflösen, wenn man einen Faden zieht“ – so Andrea Wulf in ihrer aktuellen und sehr empfehlenswerten Biografie über Alexander von Humboldt.

Felicia Mäurer, Grundkurs Biologie S1